Und wann welche Strategie besser ist
Business-Tipps von Schneeglöckchen und Tulpe
Prolog
Frisch, Mutig, entschlossen - das sind Adjektive, die wir mit dem Frühling verbinden. Hinzu kommen zart, unsicher, unvorhersehbar. Wie passt das zusammen? Auf der einen Seite stehen Tatkraft und der Wille, hinaus zu gehen, loszulegen, auf der anderen Seite ist alles ungewiss und wir zögern. Eigentlich ist das immer so im (Vor-)Frühling und nichts Besonderes. Die Natur kennt das. Doch in unserem beruflichen Kontext kannten wir dies viele Jahre lang eher nicht. Wir waren es gewohnt, zu planen und unsere Pläne umzusetzen zu können.
Das hat sich geändert. Die Welt ändert sich gerade sehr schnell und mit ihr die Bedingungen. Unplanbarkeit ist an der Tagesordnung. Das heißt: Pläne müssen rasant geändert und
immer wieder angepasst werden. Oft ist nicht klar: was ist jetzt aktuell besser: entschlossen zu handeln, oder noch abzuwarten?
Hier sind ein paar Beispiele und Ideen, wie in der Natur im Frühling Entschlossenheit und Unentschlossenheit ganz selbstverständlich zueinander passen und wann welche der beiden Strategien von
Vorteil ist:
Strategie 1: Wann es besser ist, unentschlossen zu bleiben.
Halten sie es wie die Tulpen!
In der Natur heißt Entschlossenheit warten zu können. Warten auf den richtigen Moment. Denn: Pflanzen planen nicht konkret vor und sagen sich so etwas wie »Dieses Jahr werde ich am 25. Mai meine Knospen öffnen und am 27. Mai werde ich dann in voller Blüte blühen.« Nein. Sie warten auf die richtigen Impulse und öffnen sich, wenn alle Faktoren, die nötig sind, stimmen. Das heißt: Entschlossenheit geschieht in der Natur, wenn es soweit ist. Konkret plan- oder vorhersehbare Daten sind nicht vorgesehen. Eine konkrete Anzahl an bestimmten, zur Entschlossenheit führenden Faktoren jedoch schon.
So sind für die Öffnung einer Tulpen-Blüte eine Menge vorbereitende Faktoren wichtig: Die Tulpenzwiebel braucht eine bestimmte Anzahl Tage in der Erde und Bodenfrost, weil Zwiebelblumen erst durch den Kälte-Impuls zur Blüte angeregt werden. Des weiteren braucht die Zwiebel genügend Wasser und Nährstoffe im Boden, um austreiben zu können und eine bestimmte Anzahl frostfreier Tage um Blattgrün und Knospen zu bilden. Sie braucht einen Standort mit genügend Licht etc. Erst dann wird sie blühen. Diese »Mimosenhaftigkeit« in Sachen Bedingungen gepaart mit der außergewöhnlichen Schönheit von Tulpen hat in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts unter anderem zur »Tulpenmanie« geführt in der Tulpenzwiebeln bis zu 200 mal teurer wurden als Gold. Übersetzt für Ihre Unternehmungen heißt dies:
Wenn Sie warten können, warten Sie:
- Legen Sie unbedingt fest, welche Bedingungen Sie wirklich brauchen
- Priorisieren Sie diese Bedingungen: welche müssen unbedingt erfüllt sein, welche nicht?
- Setzen Sie sich Marker: Woran werden Sie erkennen, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist?
- Lassen Sie Entschlossenheit eher geschehen, als sie zu forcieren. Denn: Wenn die Bedingungen stimmen und die Voraussetzungen geschaffen sind geschieht Entschlossenheit wie von allein: es ist einfach so weit.
Diese Strategie können Sie jedoch nur für Vorhaben anwenden, für die Sie kein konkretes Eröffnungs- oder Fertigstellungs-Datum brauchen, wenn Sie frei sind, dieses selbst zu wählen.
Aber was tun, wenn ein konkretes Datum notwendig ist?
Strategie 2: Wann Sie entschlossen loslegen können.
Halten Sie es wie die Schneeglöckchen!
Ich bin immer wieder fasziniert, welch großartige Talente und Fähigkeiten sich in der Pflanzenwelt finden lassen. So begeistert mich im späten Winter und Vorfrühling das Schneeglöckchen jedes Jahr aufs Neue. Denn: es besitzt eine Art Heizung = die Fähigkeit, Wärme zu entwickeln. In der Zwiebel werden Kohlenhydrate verbrannt, wodurch Schnee und Eis um Stängel und Blätter abtauen können. Das dadurch entstandene Wasser wird von den Wurzeln aufgenommen und steht als Bewässerung zur Verfügung, wenn der umgebende Boden noch hart gefroren ist. So können Schneeglöckchen Blüh-Pioniere sein und ihre Blüten schon entschließen, während spätere Frühjahrsblüher, die höhere Aussen- und Boden-Temperaturen brauchen, um zu blühen (wie die Tulpe) noch warten müssen.
Für Schneeglöckchen stellen Schnee und Frost kein Risiko dar. Sie können schon »eröffnen«, bevor die »normalen« Bedingungen erfüllt sind. Ihre »Innovationskraft« macht dies möglich.
Wenn Sie einen bestimmten (Eröffnungs-)Termin einhalten müssen, seien Sie daher kreativ:
- Kennen Sie die Risiken, die es zu bestehen gilt!
- Investieren Sie in Innovationen, die Ihren Termin auch unter riskanten Bedingungen realistischer machen.
- Finden Sie heraus, welche Bedingunngen in der Branche »normal« sind und eher nicht hinterfragt werden.
- Hinterfragen Sie genau diese Bedingungen und finden Sie für diese kreative Umwege und Methoden, wie Sie diese sicher (und natürlich nachhaltig und gesetzeskonform) umgehen bzw. beschleunigen können
Fazit
Unentschlossenheit braucht Freiheit. Entschlossenheit braucht Kreativität.
Mein Fazit aus der Pflanzenwelt: Abwarten können Sie am besten, wenn Sie frei sind, Ihre Bedingungen zu gestalten und Loslegen ist dann sinnvoll, wenn Sie Ihre Risiken
genau kennen und Vorsorge treffen, auch unter riskanten Bedingungen zu bestehen.
Oder umgekehrt: Wenn Sie »Tulpen« wollen, müssen Sie für Freiheit sorgen, wollen Sie »Schneeglöckchen«, sorgen Sie für Innovation!
Denn: Was wie immer zählt, ist das gewünschte Ergebnis:
Wo
wollen Sie hin?
Ist Ihr gewünschtes Ergebnis eher eine »Tulpe«, das heißt: wollen Sie ein besonders auffälliges, schönes Produkt, eine auffällige Veranstaltung, Dienstleistung oder Kampagne kreieren?
Oder streben Sie eher ein »Schneeglöckchen« an, das als solches möglicherweise unscheinbar ist, jedoch durch seine innovative Kraft beeindruckt und z.B. dann erscheint, oder eröffnet
wird, wenn andere noch zögern...?
Die Richtung hierfür geben Ihre Vision, Ihre Mission, Werte und Ziele vor.
Und dann:
Seien Sie mutig entschlossen UND mutig abwartend - je nachdem, was die Situation erfordert!